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Frankenstein

– oder Der moderne Mensch

Der junge Student Frank ist seit seiner Jugend mit der virtuellen Welt verbunden. Ausgerüstet mit seinem Smartphone lebt er online zwischen Algorithmen und zahlreichen Profilen auf Facebook, Instagram und Live-Video-Schaltungen, kommuniziert ausschließlich digital und verbringt beinahe jede freie Minute allein in seiner Welt. Mit den Möglichkeiten der Manipulation und Selbstinszenierung experimentierend, schraubt er an einem neuen, virtuellen Ego. Und Schritt für Schritt werden die digitalen Abbilder plastischer und stärker. Leblose Einzelteile werden neu zusammengesetzt und beginnen zu pulsieren. Doch dann möchte sein neues Ich die echten Menschen kennen lernen…

Der in Briefform konzipierte Roman Frankenstein oder Der moderne Prometheus von Mary Shelley (1797-1851) wurde 1818 erstmals anonym veröffentlicht und zählt heute zu den wichtigsten Werken der britischen Literaturgeschichte. Shelleys Roman dient Nis Søgaard und Jana Barthel als konzeptioneller Leitfaden für die Auseinandersetzung mit unserer medialen Gegenwart und der eigenen Identität zwischen analogen und digitalen Welten. Die Möglichkeiten der optimierten Selbstdarstellung lassen virtuelle Persönlichkeiten entstehen, die lebendiger, schöner und belastbarer zu sein scheinen als die echten Menschen dahinter. Auch Frank legt mit seiner Kreatur ein ideales Spiegelbild seiner selbst frei. Er wird zum Schöpfer eines virtuellen Egos, das sich nun verselbstständigt. Und plötzlich weiß er nicht mehr, wohin mit der fremdgewordenen Persönlichkeit. Während diese ihr Unwesen treibt, beginnt eine schizophrene Jagd um das eigene Ich und nicht zuletzt ein Kampf um die eigene Perspektive auf eine universelle Erzählung. Frank ist nur ein Exempel vieler exemplarischer Beispiele für eine Begegnung mit den Instrumenten der medialen Gegenwart, denn jeder von uns kann ein potentieller Frank sein: wissbegierig und auf der Suche nach Liebe und Anerkennung. Doch die Entscheidung, wieviel man dabei opfern will oder kann, muss jeder für sich verhandeln.

Director: Nis Søgaard

Stage design: Jana Barthel
Performers: Mona Krueger
, Claudia Acker, Tobias Eisenkrämer

Dramaturgy: Friederike Spindler

Premiere: 16.09.2017, Die Theater Chemnitz

Duration: 80 min.

More info and pictures: Die Theater Chemnitz

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